Maschinen nach Maß mit Machine-as-a-Service und dem digitalen Zwilling
Maschinen nach Maß mit Machine-as-a-Service und dem digitalen Zwilling
Erich Geiersberger gründete 1958 im bayerischen Buchhofen den ersten Maschinenring. Sein Ziel war es, im Verbund neueste Maschinen zu kaufen und allen Mitgliedern bereitzustellen, damit auch kleine landwirtschaftliche Betriebe große und teure Maschinen nutzen und so ihre Wirtschaftlichkeit und Effizienz erhöhen können. Mit dieser Idee zählt Erich Geiersberger eindeutig zu den Pionieren der Sharing Economy. Heute boomt das Prinzip des wirtschaftlichen Teilens vor allem in den Bereichen Unterkunft und Mobilität. Aber auch andere Bereiche wie beispielsweise der Maschinenbau profitieren von Mietmodellen als eine Form der Sharing Economy.
Mieten statt Kaufen
Maschinen zu mieten statt zu kaufen, bietet allen Beteiligten Vorteile: Der Ausleihende kann Geld sparen, da er nicht die vollen Anschaffungskosten für eine Maschine aufbringen muss. Eine geringere Mietgebühr könnte sich auch positiv auf die Zahlungsmoral auswirken. Gerade Maschinenbauer müssen heute mit durchschnittlich 79 Tagen am längsten auf ihr Geld warten, was sie zu unsichtbaren Banken werden lässt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Allianz Trade Studie*.
Zudem eröffnet das Mietmodell Unternehmen bspw. der Verpackungsindustrie die Chance, immer neueste Maschinentechnologie nutzen zu können, was unter Umständen aufgrund der hohen Investition bislang nicht möglich war. Auch wandeln sich Maschinen immer mehr vom Produkt zur Dienstleistung, denn Instandhaltung und andere Services sind je nach Kundenanforderung optional zubuchbar. Auf diese Weise können Vermieter ihre neuen „As-a-Service“-Geschäftsmodelle um „Pay-per-Use“-Angebote erweitern. Dies sorgt beim Kunden für mehr Planungssicherheit und hilft dem Vermieter, langfristig die Kundenbindung durch individuelle Services zu stärken.
Daten statt Öl
Angetrieben werden die neuen Geschäftsmodelle von Daten. Diese stammen einerseits aus der Maschinenentwicklung beim Hersteller und andererseits aus der Maschinennutzung beim Kunden. Je mehr Daten über den gesamten Lebenszyklus gewonnen werden, desto mehr Informationen stehen zur Verfügung, um Analysen durchzuführen und daraus Kapital zu schlagen. Wie sich das bewerkstelligen lässt? Das Zauberwort heißt Vernetzung: Arbeiten sowohl die Teams in der Konstruktion und im Engineering als auch die Maschinen vernetzt miteinander, lassen sich große Datenmengen generieren. Am besten geschieht dies über plattformbasierte Ökosysteme, die alle Akteure und Objekte zusammenbringen. Werden so die Entwicklungsdaten mit echten Zustandsdaten verknüpft, lassen sich Simulationsszenarien als virtuelle Zwillinge konfigurieren und am Ende die richtigen Entscheidungen treffen.
Planung statt Glaskugel
Leider wird in vielen Maschinenbaufirmen die Simulation immer noch auf die Auslegung einzelner Bauteile reduziert. Sie kann jedoch viel mehr! Von der ersten Idee über die Produktionsplanung und Inbetriebnahme bis hin zur End-of-Life-Phase – die Simulation kann eine Maschine über alle Wertschöpfungsstufen begleiten. Vorausgesetzt, die Unternehmen – Vermieter und Mieter – haben digitale Durchgängigkeit über alle Prozesse erreicht. Erst dann ist der Aufbau virtueller Umgebungen möglich, in denen sich unterschiedliche Belastungsfälle von Maschinen basierend auf Parametern der realen Welt testen lassen.
Das ist insofern wichtig, da „As-a-Service“-Angebote wie beispielsweise Machine-as-a-Service (MaaS) die Forderung nach einer planbaren Performance verstärken. Denn welcher Hersteller entscheidet sich für eine Maschine, deren maximal zu erwartender Auslastungsgrad nicht gewährleistet ist? Die Kalkulation der Miete beruht daher bei MaaS immer häufiger auf einer vertraglich garantierten Maschinenleistung. Bislang wurden Maschinen oft mit neuer Hardware ausgestattet, wenn sich Produktionsanforderungen ändern und mehr Leistung benötigt wurde. Auf Kundenseite bedeutete das neben den Kosten für neue Teile auch das Risiko von Ausfallzeiten.
Auch hier bietet der Einsatz von digitalen Zwillingen Vorteile, indem Maschinen von vornherein durch Simulationsszenarien auf den Auslastungsgrad hin optimiert werden. Modell- und Prozessfehler lassen sich frühzeitig vermeiden und Anpassungen agil umsetzen. Auch der Bau von Prototypen und physische Testläufe können reduziert oder vollständig eliminiert werden. Hinzu kommt, dass die Inbetriebnahme, die Instandhaltung oder die Entstörung remote und unter Verwendung von AR/VR-Technologien vorgenommen werden können.
Machine-as-a-Service-Geschäftsmodelle und der digitale Zwilling eröffnen sowohl Maschinenbauern als auch deren Kunden vielfältige Chancen. Allen voran die finanzielle Planbarkeit dank monatlicher Festbeträge und die Reduzierung von Risiken wie teure Stillstandzeiten oder Gewährleistungsforderungen durch mangelnde Maschinenleistung. Der digitale Zwilling als Bindeglied zwischen realer und virtueller Welt wird dabei zu einem entscheidenden Baustein für intelligente Maschinen und Services.
Lassen Sie sich vom Potenzial digitaler Durchgängigkeit überzeugen. Erfahren Sie, wie auch Ihr Unternehmen vom digitalen Zwilling dank einer plattformbasierten Arbeitsweise profitieren und neue nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln kann. Wir beraten Sie gerne!