Ab in die Cloud – für SOLIDWORKS-Daten jetzt noch einfacher
Ich hatte es im ersten Blogbeitrag erwähnt: Jeder SOLIDWORKS-Arbeitsplatz enthält ab 1. Juli 2023 Cloud Services. In Interviews mit Gian Paolo Bassi, SVP 3DEXPERIENCE Works & Customer Role Experience bei Dassault Systèmes und SOLIDWORKS CEO Manish Kumar gab es nun weitere Informationen zu diesem gesamten Themenkomplex.
Vorweg: Das Versprechen gilt für jede ab 1. Juli verkaufte Lizenz. Bestehende Lizenzen, die von einem Wartungsvertrag abgedeckt werden, erhalten gegen eine Jahresgebühr von 300 Euro ebenfalls Zugriff auf diese Cloud Services. Und bei der Cloud geht es natürlich um die 3DEXPERIENCE Cloud.
Bassi sprach darüber, dass die meisten SOLIDWORKS-Anwender sich eigentlich vor allem auf die Konstruktion konzentrieren möchten. Aber auch auf sie kommen vielfältige neue Aufgaben zu, die es erfordern, über den Tellerrand der Konstruktionsabteilung hinauszuschauen – von After-Sales-Support über CO2-Fußabdruckberechnung bis hin zur Absicherung von Lieferketten. Kumar erwähnte die Problematik, die viele Firmen in den letzten Monaten in Atem hielt: Sprunghaft steigende Rohmaterialkosten. Wenn beispielsweise Aluminium 25 Prozent teurer werde, sei es wichtig, möglichst auf Knopfdruck Reports erarbeiten zu lassen: Welche Bauteile meines komplexen Produkts bestehen aus Aluminium? Wo lässt sich dieses Material durch günstigere Alternativen ersetzen? Gibt es schon ähnliche, preiswertere Bauteile, die sich schnell adaptieren lassen?
All diese Beispiele zeigen: Die Zeiten, in denen Daten einmal erstellt und in einem relativ eindimensionalen Workflow den Lebenszyklus entlang liefen, sind endgültig vorbei. Und um die Daten zum Leben erwecken zu können, braucht es eine Plattform, die sich um deren Speicherung, Aufbereitung und Verteilung kümmert.
Zweites Argument: Zusammenarbeit. Kumar brachte es sehr schön auf den Punkt: „Connected is not Together“. Was er meinte: Die alleinige Möglichkeit, Daten in einem gemeinsamen Repository – beispielsweise einer lokalen PDM-Datenbank – abzulegen, bedeutet noch lange nicht, dass die Silos aufgelöst werden. Dann sind zwar die Konstrukteure „connected“, arbeiten aber nicht mit dem Rest des Unternehmens zusammen.
Bassi erweiterte das Thema auf die Lieferkette: Bisher bietet SOLIDWORKS beispielsweise mit eDrawings eine Lösung an, mit deren Hilfe sich CAD-Modelle und Zeichnungen weitergeben und ansehen lassen. Dies erfordert aber eben eine Weitergabe von Daten und das Installieren von Software beim Zulieferer beziehungsweise Kunden. Bei immer größeren Baugruppen wird zudem allein schon die Weitergabe immer größerer Dateien ein Problem. Die 3DEXPERIENCE Plattform ermöglicht es, dem Gegenüber einen Login ins eigene System zu geben, der genau spezifizierte Rechte gibt, beispielsweise das Ansehen, Messen, Annotieren des Modells und beispielsweise das Herunterladen als STEP-Datei. Und nach Ende des Projekts wird der Login wieder gelöscht, die Daten sind dem Zugriff von außen wieder entzogen.
Dieses Thema ist nach Aussage Bassis immer eine Achillesferse von PDM-Systemen gewesen – Daten, die einmal aus dem Haus sind, lassen sich kaum mehr einfangen. Ein weiteres Problemfeld ist die frühe Entwicklungsphase: Wenn es darum geht, erste Konzepte aufzubauen oder ein bestehendes Produkt weiterzuentwickeln, werden diese Daten aktuell eher lokal gehalten. Legt man diese im PDM-System ab, blähen die abgebrochenen Ideen zum einen die Datenbank schnell auf. Zum anderen löst ein Checkin oft Workflows aus, die in dieser Phase noch gar nicht gewollt sind – Anlegen von Materialnummern im ERP-System oder Aufnahme in andere Datenbanken. Die Lösung dieses gesamten Themenblocks sehen die SOLIDWORKS-Executives in der Cloud.
Der Markt und die Kunden werden nach Kumars Überzeugung diesen Paradigmenwechsel nur mitmachen, wenn sich diese Dienste nahtlos in bestehende Arbeitsabläufe integrieren lässt. Und so erhielt SOLIDWORKS Desktop, die altbekannte Softwarelinie, schon vor einigen Jahren einen Connector namens Collaborative Designer for SOLIDWORKS, mit dem das Speichern in der 3DEXPERIENCE Cloud zu einem simplen Mausklick wird.
Und noch ein sehr wichtiger Aspekt: Jeden Tag finden sich Nachrichten über Hackerangriffe auf Firmen, Behörden und Einrichtungen. Erst am Wochenende wurde bekannt, dass acht Schulen in Karlsruhe von einem Ransomware-Angriff betroffen sind, letztlich musste an allen über 70 Schulen in Karlsruhe das IT-Netz komplett heruntergefahren werden. Für Firmen sind teils monatelange Ausfälle kaum zu verkraften. In der 3DEXPERIENCE-Cloud gibt es keine Dateien, die von einem Virus verschlüsselt werden können, nur Datenbankeinträge. Zudem ist eine Cloud, die von einem ganzen Team von Sicherheitsexperten betreut wird, am Ende sicherer als ein lokaler Server, den ein Teilzeit-Admin nebenher betreut.
Auch wenn manche Anwender nach wie vor Vorbehalte gegen die Cloud und die Plattform haben mögen – Bassi und Kumar haben auf der 3DEXPERIENCE World bestechende Argumente für den Schritt in die moderne IT-Technologie geliefert.