Atomik Cars: Mit SolidWorks verwandelt sich der Fiat 500 in ein Elektroauto

Die letzten Monate waren für mich sehr arbeitsreich. Während ich mich einer neuen Arbeit und der SolidWorks World 2011 widmete und außerdem zwischen den USA und Frankreich pendelte, konnte ich dennoch einige bedeutende SolidWorks Kunden besuchen. Speziell ein Kunde könnte meiner Meinung nach für den SolidWorks Anwenderkreis besonders interessant sein.

Atomik Cars ist ein kleines Unternehmen mit Sitz in Paris. Das Atomik-Team besteht aus erfahrenen Experten der Automobilindustrie: Jeder kann auf mindestens 20 Jahre Arbeitserfahrung bei großen Automobilunternehmen zurückblicken. Sie haben sich dazu entschlossen, ihre jahrelange Erfahrung zu nutzen, um bei Atomik etwas ganz anderes und Neues zu schaffen – etwas, das sowohl Faszination auslöst als auch die Umwelt schont.

Dabei haben sie sich gleich am Anfang einen interessanten Weg ausgesucht. Anstatt ein Auto von Grund auf neu zu entwickeln, entschied sich das Team dafür, das Auto eines anderen Herstellers zu verwenden und sein Design zu verbessern. Das Auto, für das sie sich entschieden haben, ist der neue Fiat 500, dessen Produktion 1975 eingestellt und 2007 wieder aufgenommen wurde. Der Fiat 500 ist ein Kleinwagen und ideal für den Stadtverkehr. Zum Basismodell gehört ein 1,4-Liter-Motor mit 68 PS. Unter Leistung versteht man wohl etwas anderes.

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Dennoch entschied sich das Atomik-Team dafür, aus dem Fiat 500 das weltweit erste Premium-Elektroauto für die Stadt zu entwickeln. Sie entfernten dabei den Original-Benzinmotor und das Antriebsaggregat des Autos und ersetzten diese Komponenten durch zwei unabhängige Elektromotoren – einer pro Achse. Das modifizierte Fahrzeug beschleunigt in weniger als fünf Sekunden auf 96 km/h, seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 195 km/h, und mit einer Ladung kann eine Reichweite von ca. 210 km erzielt werden.

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Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat, ist nicht das Design des Atomik 500 an sich, sondern die Innovation und Kreativität, die das Unternehmen in den Designprozess einfließen ließ. Beispielsweise entwickelte das Team eigene aufladbare Akkupakete, anstatt bereits vorhandene Akkus von bestimmten Anbietern zu erwerben. Tatsächlich entwickelten sie erst einmal gemeinsam mit SolidWorks die Akkupakete neu, um den Sicherheitsfaktor zu vergrößern und gleichzeitig für über 30 kWh an Leistung zu sorgen, ohne dabei an Kapazität bei den Rücksitzen oder dem Kofferraum einzubüßen.

Für mich ist besonders interessant, dass nicht nur die großen Unternehmen wie Toyota und Nissan an der Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos arbeiten. Aber bereits in der Vergangenheit waren kleine Unternehmen technologisch stets an vorderster Stelle und genauso wie Tesla (ein anderer Dassault Systèmes-Kunde) steckt nun auch Atomik Cars im Bereich der Elektroautos neue Grenzen.

Kürzlich erzählte ich jemandem von meinem Besuch bei Atomik Cars und wurde sogleich gefragt, ob ich denn plane, ein solches Auto zu kaufen. Zugegebenermaßen habe ich kurz darüber nachgedacht, aber dann kamen mir meine Frau und die drei Kinder in den Sinn. Ein kleiner Fiat kommt für uns wohl eher nicht in Frage, aber wenn sich Atomik Cars beim nächsten Projekt für eine BMW Limousine entscheidet, wer weiß…

Bertrand Sicot, CEO, Dassault Systèmes SolidWorks Corp.